Kodierte Gewebestreifen

Verwechslung ausgeschlossen - durch kodierte, schneidbare Streifen zur Individualisierung von Gewebeproben

Die Problematik möglicher Verwechslungen von Gewebeproben und der daraus resultierenden gravierenden Folgen für die Patienten hat Dr. Ulrich Vogel im eigenen Umfeld erlebt. „Das Problem einer möglichen Gewebe-oder Probenverwechslung und die Sorge davor kennt jeder Pathologe weltweit.

Eine solche Situation möchte man als Arzt nicht erleben“, erklärt Vogel, der seit 2003 als Oberarzt am Institut für Pathologie der Universität Tübingen tätig ist.
Gängige Methode ist es, dass Gewebeproben in einem Transportgefäß für weitere Untersuchungen vorbereitet und weitergegeben werden. Nur allein die Transportgefäße werden mit den Patientendaten versehen. Eine Methode, die ein gewisses Risiko für Verwechslungen in sich birgt.
Mit dem derzeit bestehenden Restrisiko mochte sich Ulrich Vogel nicht zufrieden geben: „Ich wollte, wie einige meiner Berufskollegen weltweit, eine Methode finden, mit der man Gewebeproben, insbesondere Biopsien, individualisieren kann, damit Gewebeverwechslungen in der histopathologischen Diagnostik ausgeschlossen oder zumindest hochgradig minimiert werden können.“ Die Idee zu seiner Erfindung kam ihm, als eine seiner medizinisch-technischen Assistentinnen ein Demo-Produkt von einer Fortbildung mitbrachte: Dabei handelte es sich um Streifen aus Celluloseacetat. „Mit einem war mir klar, dass man mit diesen Streifen über einen, am besten farbigen, gut mit dem Auge zu erfassenden Barcode das Gewebe direkt individualisieren könne.“ Mit viel Enthusiasmus und reichlich Klein- und Handarbeit machte sich Ulrich Vogel daran, seine Idee zu einer sicheren, praktikablen Methode zur Individualisierung von Gewebeproben zu entwickeln.
„Ich habe mir Celluloseacetatblätter beschafft, diese in kleine Streifen geschnitten und die mit Barcodes beschriftet. Dabei stellte sich schnell heraus, dass einfarbige Barcodes nur schlecht mit dem Auge zu lesen seien. Daher habe ich mich schließlich für farbige Barcodes entschieden.“ Eine Lösung, die in der Umsetzung jedoch ihre Tücken hatte: „Die Farben für den Barcode mussten lösungsmittelresistent sein. Über zwei Jahre habe ich nach den richtigen Farben gesucht und schließlich per Zufall das passende Produkt gefunden.“ Die ersten Prototypen erstellte Ulrich Vogel dann selbst.
Danach war die Zeit reif für einen Test des neuen Verfahrens im klinischen Betrieb. „Die Testserie hat die Tauglichkeit des Verfahrens bestätigt. Kurze Zeit später habe ich mich entschlossen, das Verfahren zum Patent anzumelden“, berichtet Dr. Ulrich Vogel.
Was einen Erfinder auszeichnet, davon hat Dr. Ulrich Vogel ein klares Bild. Für ihn sind Erfinder Menschen, die ein Problem sehen und alles daran setzen, dieses Problem lösen. „In diesem Sinne sehe ich mich bezogen auf das von mir entwickelte Verfahren durchaus als Erfinder“, bemerkt der Mediziner, der in seiner knapp bemessenen Freizeit auch gerne auf anderen Gebieten tüftelt: „Die Wissenschaft ist sozusagen mein Hobby. Das Labor oder die Werkstatt - insbesondere Feinmechanikerwerkstätten - sind wie große Spielzimmer für mich. Hier kann ich meinen Spieltrieb befriedigen - und Ideen zum Leben erwecken - und dies ist ein Genuss!
Was seine Erfindung betrifft, weiß er, dass er noch einen langen Atem benötigt, bis sie eines Tages im Klinikalltag Einzug halten kann. „Der schwierigste Schritt für einen freien Erfinder dürfte die Produktion und der Vertrieb des neuen, eigenen Produktes sein.“, so  Dr. Ulrich Vogel. „Da braucht es auch viel Unterstützung von außen. Mit der Teilnahme am ISUS Preis haben sich jedoch gute, neue Ansatzpunkte ergeben, um meinen Weg fortzusetzen.“

KODIERUNGSSTREIFEN
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