Borkenkäferantagonisten an Laubbäumen

Forschungsprojekt an der Technischen Universität Dresden, Dissertation
Analyse und olfaktorische Steuerung bast- und holzbesiedelnder, sowie diese natürlich regulierender zoophager Insekten an Laubbäumen als Grundlage für ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Risikomanagement

Hintergrund
Die Waldbewirtschaftung der letzten Jahrzehnte war und ist auf eine Erhöhung des Laubbaumanteils ausgerichtet. Während die Gefährdung von Nadelbäumen durch bast- und holzbesiedelnde Insekten allgemein bekannt ist, wird davon ausgegangen, dass derartige Probleme bei Laubbäumen nicht auftreten. Laubbäume weisen in dieser Hinsicht tatsächlich eine etwas höhere Stabilität auf. Andererseits verfügen sie kaum über aktive Abwehrreaktionen wie die Nadelbäume. Darüber hinaus wird der Klimawandel auch für Laubbäume höhere Prädispositionen mit sich bringen. Beispielsweise mehren sich die Belege dafür, dass einige bast- und holzbesiedelnde Insekten infolge von steigenden Laubbaumanteilen sowie der einhergehenden Klimaveränderung zu wachsenden Schäden in den Wäldern führen.
Dies betrifft vor allem Prachtkäferarten sowie Borkenkäferarten, da Laubbäume zudem ein wesentlich größeres Spektrum an Insekten aufweisen, unter denen sich auch zahlreiche potentielle Schädlinge befinden, werden hier neue Strategien für ein Risikomanagement erforderlich.

Ziel
Ziel des Projektes war es einerseits die Schädlingspotenziale unter den bast- und holzbesiedelnden Insekten an Laubbäumen aufzuklären, anderseits aber auch deren natürliche Regulation durch Parasitoide und Prädatoren zu erforschen. Dabei sollte mit Hilfe der zu untersuchenden chemischen Kommunikation das Prinzip der ‚Allochthonen Kairomone‘ (klick Bild > vergrößern)[bbgal=borken] angepasst werden, wodurch Antagonisten gezielt gesteuert werden können.


Umsetzung
Dafür wurde im Rahmen des Projektes, Komponenten der chemischen Kommunikation von Borkenkäfern aus Laubbaumbeständen identifiziert, welche später beispielsweise als ‚Allochthone Kairomone‘ im Nadelwaldhabitat fungieren könnten. Da Prädatoren zur Beutesuche hauptsächlich die Komponenten des chemischen Kommunikationssystems ihrer Beuteorganismen nutzen, wird mit der Identifizierung eine gezielte Steuerung der Prädatoren möglich. Mit dem Wissen über diese Verständigung zwischen den Arten könnte man, im Rahmen eines integrativen und naturnahen Waldschutzes, Prädatoren aggregieren und an potenzielle Gefahrenherde lenken.

Die Ergebnisse der Studie  wurden in einer Dissertation zusammengefasst und in wissenschaftlichen Fachzeitschriften vorgestellt.

Auf Tagungen gab es Feedback, dass die Ergebnisse für die Praxis durchaus Relevanz besitzen könnten - vor allem die sehr positiven Ergebnisse in Eschenbeständen, welche zum Zeitpunkt der Forschungsarbeiten  durch das Eschentriebsterben sehr stark beeinträchtigt waren, ließen künftig Anwendungsgebiete erwarten.

Begründung der Förderung
Der Einsatz unselektiv wirkender Pflanzenschutzmittel bei der Bekämpfung von Borkenkäfern führt unvermeidbar zum Verenden von nützlichen Insekten- und teilweise auch Vogelarten. Im Sinne einer nachhaltigen und naturnahen Bewirtschaftung der Wälder sollte es künftig das Anliegen sein, auf diese Insektizide weitestgehend zu verzichten. Daher scheinen naturnahe Methoden im Waldschutz, wie sie im Zuge dieses Projektes erarbeitet wurden, eine gute und nachhaltige Alternative und passen sehr gut zu unserem Stiftungszweck, der Projekte unterstützt, die zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur beitragen und die Umwelt nicht weiter belasten.