Dem Lungenkrebs auf der Spur – die Diagnoseschnüffelstudie
Lungenkrebs zählt zu den Tumorerkrankungen, die meist erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert werden können. Bis heute fehlt es an einer sicheren und einfach praktizierbaren Methode, Lungenkrebs in einem sehr frühen Stadium zu erkennen. Dass Krankheiten in der Atemluft des Menschen Spuren hinterlassen, weiß man schon seit der Antike. Immer wieder gab und gibt es Hinweise, dass Hunde mit ihrem hochentwickelten Riechorgan diese spezifischen Stoffe erschnüffeln und sicher anzeigen können. Aber gilt das auch für den tückischen Lungenkrebs? Reicht die Fähigkeit der Hunde aus, um sie für eine sichere Diagnostik von Lungenkrebs in einem sehr frühen Stadium einsetzen zu können? Fragen, für deren Beantwortung die ISUS Stiftung 2011 wissenschaftliche Voraussetzungen schaffen wollte.
In Kooperation mit den Asklepios Lungenfachkliniken in Gauting sowie der Uniklink Marburg/Gießen initiierte die ISUS Stiftung daher eine Studie: Anhand von Atemproben von Patienten sollten Hunde erschnüffeln, ob diese an Lungenkrebs erkrankt sind. Die ISUS Stiftung wirkte am Studiendesign mit, organisierte die Auswahl und Ausbildung der Diagnosehunde sowie deren Hundeführer und förderte das Projekt finanziell. Die wissenschaftliche Leitung lag in den Händen von Prof. Dr. Helga Schmetzer, Professorin für experimentelle Hämatologie an der Ludwig-Maximilians-Universität.
Hunde können Lungenkrebs erschnüffeln
Wichtige Ergebnisse lieferte die Studie 2013, nachdem insgesamt 157 Atemproben von Patienten und Probanden genommen und ausgewertet worden waren:
- Hunde sind grundsätzlich in der Lage, gesunde Proben von Tumorproben zu unterscheiden.
- Die Treffsicherheit lag zwischen 50 - 100 Prozent und war von der Art der Konditionierung durch die Hundetrainer ebenso abhängig wie vom verwendeten Trägermaterial. Hunde, deren Trefferquote nach Ende der Konditionierungsphase unter 80 Prozent lag, wurden nicht mehr für die Studie eingesetzt.
- Es wurde schließlich eine Methode entwickelt, die sich für die Konditionierung der Hunde am besten eignete. Zudem bildete sich ein finaler Aufbau zur Präsentation der Proben vor den Hunden heraus.
- Die Hunderasse oder eine vorausgegangene professionelle Ausbildung der teilnehmenden Hunde (beispielsweise zu Drogenhunden) war für deren Qualifikation irrelevant. Qualzuchten (wie z.B. der Mops) erwiesen sich als jedoch als wenig geeignet.
- Es wurden unterschiedliche Trägermaterialien für die Atemproben eingesetzt. Das Trägermaterial Mundschutz und das Mehrkomponenten-Material lieferten die besten Ergebnisse. Eine dritte Variante, bei der als Trägermaterial Kohleröhrchen zum Einsatz kamen, zeigte sich als weniger geeignet und wurde daher nicht weiter verwendet.
In der Fortsetzung der Studie mit zwei Hundeteams in Deisenhofen und Gießen sowie zwei klinischen Zentren sollte die Diagnoseleistung der Hunde im Vergleich zu technischen Analysegeräten (eNose) untersucht werden. Ebenso ging es um die Fragestellung, bei welchen Trägermaterialien Hunde wie eNose sicherere Ergebnisse liefern. Das Deisenhofner Hundeteam testete weiter mit den beiden Trägermaterialien Mundschutz und Mehrkomponenten-Material. Das Gießener Hundeteam fokussierte auf das Mehrkomponeten-Material und beschränkte die Auswertung auf 30 Proben. Im weiteren Verlauf setzte die Studienleitung neue Prioritäten auf Ergebnisse mit technischen Analysegeräten, die grundsätzlich im medizinischem Kontext eine höhere Akzeptanz und bessere Verfügbarkeit als den Einsatz von speziell ausgebildeten Diagnosehunden zu bieten schienen. Deshalb wurden die Ergebnisse des Deisenhofener Hundeteams nicht mehr für die Studie ausgewertet. Die Auswertung und Publizierung der Ergebnisse aus der Fortsetzung der Diagnoseschnüffelstudie lag in Händen der Studienleiterin Prof. Dr. Helga Schmetzer. Deren Ergebnisse wurden im Herbst 2018 publiziert.