Mode & Medizin
In dem Projekt Mode & Medizin Arbeitstitel: "tender - loving - care"
geht es um die Entwicklung von zukünftigen Bekleidungskonzepten mit dem Schwerpunkt: Integration von Rehabilitationstextilien und Apparaturen in modisch aktueller attraktiver Bekleidung.
Projekt
In einer interdisziplinären Kooperation zwischen den Instituten Mode, Designforschung und Textilforschungsinstituten soll erforscht werden, welches Innovationspotenzial in der Verbindung von Bekleidung und medizinischer Rehabilitation liegt, und welche nachhaltigen Entwicklungen diese Verbindungen mit sich bringen. Dazu wird ein interdisziplinäres Projekt zwischen Studierenden der Studiengänge Modedesign und Produktdesign sowie dem Institut für Designforschung der UdK Berlin durchgeführt, in dem es um die Entwicklung von textilen Produkten und Bekleidungskonzepten in Verbindung mit neuen medizinischen Textiltechnologien und Interaction Design geht.
Hintergrund
Intelligente Textilien gewinnen in der Medizin zunehmend an Bedeutung. Angesichts der alternden Gesellschaft und damit verbunden immer mehr chronisch Kranker bergen sie gerade im Gesundheitssektor ein riesiges Marktpotenzial. Zum Beispiel im Bereich Kontrollierender Telemedizin, wie sie der Einbau elektronischer Geräte in "Smart Clothes" ermöglicht. Stationäre Aufgaben aus der Klinik können so in den häuslichen Bereich verlagert werden.
Aber auch die Stoffe selbst werden immer "schlauer". Transfer-Textilien, die Wirkstoffe aufnehmen und abgeben können, versprechen Linderung bei chronischen Hautkrankheiten. Ein Beispiel für medizinisch- dermatologische Anwendungen ist der textile UV- Schutz. Die Kennzeichnung auf geprüften Textilien gibt ähnlich wie eine Sonnenschutzcreme einen Schutzfaktor an. Ein mit Protect 20 zertifiziertes T-Shirt gibt den Sonnenschutzfaktor 20 an. Ebenso können Düfte oder Wirkstoffe aller Art oder Arzneimittel gegen Schuppenflechte oder Neurodermitis in bestimmte Chemiefasern eingebettet werden. Die Wirkstoffe werden erst beim Tragen abgegeben. Durch die natürliche Hautfeuchte wird der Wirkstoff langsam und kontinuierlich freigesetzt.
Die heilende Wirkung von Silber kommt bei z.B. Bandagen im medizinischen Bereich zum Einsatz. Silbergarn besteht aus versilbertem Polyamidgarn, das sich mit allen Natur- und Synthetikfasern mischen und verspinnen lässt. Das mit Silber behandelte Garn ist nicht sichtbar. Bereits weniger als 5% Silbergehalt im Garn wirken 100% antibakteriell, antimykotisch (gegen Hautpilze), haben eine wärmende, durchblutungsfördernde, gegen Strahlen schützende Wirkung und erzeugen ein sympathisches Mikroklima zwischen Haut und Stoff.
Seacell ist eine spezielle Fasermischung mit heilender Wirkung. Seacell pure besteht aus einer Cellulosefaser (Lyocell), die mit Algenextrakten angereichert wird und mit anderen Fasern versponnen, verwebt und verstrickt werden kann. Die Algenanteile geben über die Zeit gleichmäßig Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Fette und Kohlehydrate ab. Dies hat eine hautschützende und entzündungshemmende Wirkung, die nachweislich über einen langen Zeitraum und nach vielen Waschgängen erhalten bleibt.
Es gibt aber auch heilende Textilien, die auf Wirkstoffen der Natur basieren. Für ayurvedische Textilfärbungen, aus Indien stammend, werden die Kräuter, Pflanzen und Wurzeln, die für die Färbung benutzt werden, nach den Grundsätzen der ayurvedischen Lehre angebaut (Veda: sanskrit = Wissen). Einige davon wachsen ausschließlich in den naturbelassenen Stammesgebieten der Adivasi, der Ureinwohner Indiens. Die Kräuter, Wurzeln und Pflanzen werden nach speziellen Rezepturen von Hand zusammengestellt und zu einem Färbesud weiterverarbeitet. In kleinen Mengen und ohne Eile werden darin die Stoffe gefärbt. Die Färbung ist hier nicht nur komplett ökologisch und naturbelassen, sie hat auch eine einzigartige Wirkung. In ihr befinden sich die wirksamen Bestandteile ayurvedischer Kräuter und Pflanzen. Je nach Zusammensetzung entfaltet jede Rezeptur ihre individuelle Wirkung. Die Baumwolle wird in einem speziellen Verfahren mit natürlichen Mixturen gebleicht und mit Harzen (z.B. Campher) behandelt, damit die Färbung beständig und langlebig im Stoff enthalten bleibt.
Diese Entwicklungen im Bereich der Textilien wurden bisher nur wenig bzw. gar nicht außerhalb des medizinischen Sektors angewandt.
Vorgehensweise
Zu Beginn des Semesters ist eine Tagung geplant, in welcher die am Projekt beteiligten Studierenden von Spezialisten einen Überblick erhalten über neue Materialentwicklungen, darunter Medizintextilien (Textilien für den Medizin- und Orthopädiebedarf), über Mikroelektronik (Chiptechnologie, Sensorik), Integrationstechnologie (die Art und Weise, wie Mikroelektronik in Textilien und Bekleidung integriert werden), smart materials (thermochrome Pigmente, leitfähige Garne, Elektrolumineszenz etc.) sowie über den aktuellen Stand der Forschung informiert werden, mit Praxisbeispielen für die bisherige Anwendung von Mikroelektronik in Mode und Textilien (Sport, Freizeit, Medizin, Sicherheit, etc).
Desweiteren werden die Studierenden über Entwicklungen und Maßnahmen in der physikalischen und Rehabilitationsmedizin informiert.
Nach diesen inputs durch diese Tagung werden in verschiedenen brainstorming-Sitzungen Ideen und erste Designansätze gesammelt, in Kooperation mit den beteiligten Forschungsinstituten z.B. dem ITV. Hier besteht die Möglichkeit, an bereits formulierten Entwicklungsvorhaben anzudocken und gemeinsam mit dem Institut Prototypen zu entwickeln, die eine gesellschaftliche und soziale Relevanz in den Mittelpunkt stellen.
Es wird mit verschiedensten Materialien in den Werkstätten praktisch gearbeitet: die Studenten experimentieren an Möglichkeiten zur Integration von Mikroelektronik in textilen Oberflächen in den Werkstätten des IBT (Weberei, Druckerei, Strickerei) und des IPP (Metallwerkstatt, Elektroniklabor, Kunststoffwerkstatt, Rapid Prototyping labor), sowie in den Laboren des Fraunhofer Institutes. Am Textilforschungsinstitut TITV in Greiz besteht die Möglichkeit der Nutzung der dortigen leitfähigen Materialien und der Stickereiwerkstatt.
Ziel ist es, verschiedenste Verbindungen von Mikrochips oder anderer Elektroniksysteme mit Textilien zu erreichen, wie etwa durch Weben, Stricken, Nähen, Drucken, Kleben, Löten, Einsticken (mit leitfähigem Garn).
Diese Informationen und eigene Recherchen bilden die Basis für die Designentwicklung. Es werden sich mehrere kleine Gruppen von Studenten, aus dem Produkt, Mode und Interaction-Design bilden, die sich auf unterschiedlichste Weise auf eine spezielle Technologie konzentrieren und sie in einen konzeptionellen Design-Ansatz integrieren. Insgesamt werden ca. 10-15 Studierende am Projekt teilnehmen. Die Ergebnisse werden in einem oder mehreren Prototypen umgesetzt. Es wird eine Vielzahl an unterschiedlichsten Ergebnissen geben und es kann mit einer großen Bandbreite an innovativen Anwendungs- und Integrationsvarianten gerechnet werden.
Ziel
Ziel des Projektes ist es mit diesen Materialien zu experimentieren ggf. neue Funktionen und Anwendungen zu entwickeln und sie in modisch-attraktiver Bekleidung und Accessoires umzusetzen.
Mit diesem Projekt setzen sich die Teilnehmer kritisch besonders unter dem Aspekt der Stigmatisierung von Krankheit und Rehabilitation mit der derzeitigen Rehabilitationstechnik- und Medizin-Industrie und der Textil- und Modeproduktion sowie gesellschaftlichen und kulturellen Aspekten auseinander. Die Studierenden sollen neue Ideen bezüglich einer integrativen, gesundheitsbewussten, altersgerechten und verantwortungsvollen Modeproduktion entwickeln, die für gesunde, gesundheitsbewusste, rehabilitierte und rehabilitierende Menschen jeden Alters funktioniert.
Wir unterstützen dieses Projekt
da hier die Themen Innovation durch interdisziplinäre Wissensvernetzung, Ökologie, verantwortungsvollen Umgang mit der menschlichen Gesellschaft und den Ressourcen der Natur vorbildlich zusammengeführt werden.
Die Firma MEDI unterstützt das Projekt. Die Firma WUNDERKIND unterstützt das Projekt.
FILM: Wolfgang Joop designt für "medi"
Artikel Bild.de: Joop zeigt in Leipzig seine Stützstrümpfe
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